Das regelmässige Verfüttern von Salaten, Gemüse und Früchten ist in der Schildkrötenhaltung vermutlich eines der wohl verhängnisvollsten und schädlichsten  Missverständnisse. Diese hartnäckige und repetitive Gewohnheit rührt hauptsächlich daher, dass diese Produkte eigentlich gesunde, pflanzliche Lebensmittel für den Menschen sind und deshalb einfach, schnell und immer verfügbar gekauft und eingesetzt werden können und zum anderen fatalerweise von den Schildkröten auch noch gerne gefressen werden.

Führt man sich den Lebensraum von Landschildkröten vor Augen, wird klar, dass kultivierte Salate, Gemüse und Früchte aber auch saftige und eiweißreiche Wiesen nicht zum natürlichen Futterangebot gehören. Der Darm einer Landschildkröte kann dieses zu weiche, eiweissreiche und zuckerhaltige Futter nicht richtig verwerten. Selbst die gelegentliche Fütterung führt zu einem gestörten Gleichgewicht der Mikroorganismen im Darm. Dieses Ungleichgewicht im Darm führt  teilweise zu schweren Durchfällen. Da Schildkröten leider nicht in der Lage sind zwischen gesunden- und ungesunden Futter zu unterscheiden, werden bunte und interessant riechende Früchte, Gemüse und Salate bei Verfügbarkeit immer sehr gerne und gierig gefressen. Gicht, Verstopfungen, Panzerdeformationen und Leberverfettung bis hin zum Tod sind die Folge.

Grundsätzlich sind alle handelsübliche Salatsorten ein minderwertiges Futtermittel für Schildkröten. Salat enthält hauptsächlich Wasser, hat praktisch keine balaststoffreichen Rohfasern und auch keine nennenswerten bzw. wertvollen Inhaltstoffe wie Vitamine oder Spurenelemente. Ernährungs- und energietechnisch ist Salat für Schildkröten eine absolute Nullrunde. Salat ist primär eine kultivierte Speisepflanze des Menschen und wird in verschiedenen Sorten in grossen Monokulturen angebaut. Rückstände von Phosphat und Pestiziden machen ihn noch ungeeigneter für die Ernährung von Schildkröten. Aufgrund seines hohen Wasserbedarfs wächst er auch nicht in wilder Form in den trockenen Habitaten von Landschildkröten. Es ist also absolut ausgeschlossen, dass eine Strahlenschildkröte, die aus einer semiariden Zone stammt, in freier Wildbahn je mit einem salatähnlichen Gewächs in Berührung kommt.